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Die Katze ist aus dem Sack…

Folgendes Schreiben von Thomas Hafner (BI Stauf) wurde als Leserbrief am 12.04.2021 in der Mittelbayrischen Zeitung / Neumarkter Tagblatt abgedruckt. Wir veröffentlichen ihn hier als offenen Brief an alle entscheidungstragenden Gremien der Stadt/des Landkreises:


Der jüngsten Berichterstattung zum geplanten Ausbau der B299 konnte ich entnehmen, dass das Staatliche Bauamt Regensburg eine bemerkenswerte Kehrtwende in seiner Argumentation pro Ausbau vollzogen hat: Auf Basis des eigens angefertigten Verkehrsgutachtens wird die Auslastung der bestehenden, zweistreifigen Straße auch durch den erwarteten Anstieg des Verkehrs im Jahr 2035 noch nicht erreicht. Trotz deutlicher Steigerungsraten wird eine Überlastung damit neuerdings nicht mehr unterstellt. Dies ist umso bemerkenswerter, da eben diese Verkehrsprognose bislang eines der wesentlichen Argumente für den Ausbau war.
Rund zwei Wochen vor der mit Spannung erwarteten Sitzung des Stadtrats nehme ich dies zum Anlass, mich an einer objektiven Analyse von Aufwand und Nutzen der geplanten Maßnahmen zu versuchen. Hier will ich ausdrücklich die Sicht eines Neumarkters voranstellen und die zweifelsfrei persönliche Betroffenheit als direkter Anlieger ausblenden.
Der Zeitvorteil: Die geplante Erhöhung der erlaubten Geschwindigkeit von 80 km/h auf 100 km/h ermöglicht auf dem gesamten Bauabschnitt von rd. 4,1 km rechnerisch einen Zeitvorteil von 37 Sekunden. Geht man davon aus, dass sich die Geschwindigkeitserhöhung nur auf der neu zu bauenden Überholspur realisieren lässt, weil man beispielsweise auf dem verbleibenden einspurigen Abschnitt hinter einem LKW fährt, reduziert sich der Wert auf rechnerisch 12 Sekunden. Ergänzend ist anzumerken, dass man künftig keinen Traktor mehr vor sich haben kann. Diese werden auf der ausgebauten Strecke nicht mehr zugelassen sein und müssen daher künftig durch die Stadt fahren.
Die Verkehrssicherheit: Ich maße mir nicht an, die im Erhebungszeitraum von rd. 12 ½ Jahren verzeichneten 62 Unfälle (davon 3 tödliche und 8 mit Schwerverletzten) in Relation zu den wohl weit über 40 Millionen Fahrzeugbewegungen im gleichen Zeitraum zu setzen. Allerdings ist es schade, dass die Staufer Bürgerinitiative trotz mehrfacher Nachfrage keine Antwort auf die Frage erhalten hat, welcher dieser Unfälle bei Realisierung der Ausbaupläne vermutlich hätte vermieden werden können – und welcher eben nicht.
Die Entlastung der Innenstadt: Im bereits erwähnten Verkehrsgutachten kommt der Verfasser zu dem Schluss, „dass der wesentliche Teil des überörtlichen Durchgangsverkehrs die B299 […] nutzt.“ Nur rd. 20%, d.h. etwa 2.000 Kfz/Tag, fahren am Stadtzentrum vorbei. Hiervon könne man mindestens die Hälfte, d.h. etwa 1.000 Kfz/Tag, auf die B299 verlagern, „WENN im Stadtzentrum […] weitere, den Verkehrsfluss bremsende Maßnahmen realisiert werden.“ Bei je nach Streckenabschnitt rd. 20-30.000 Kfz/Tag auf Dammstraße und Kurt-Romstöck-Ring ist zumindest fraglich, ob man für den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein den Verkehrsfluss an dieser sensiblen Stelle wirklich beeinträchtigen will und wird. Hiervon ist der erhoffte Effekt schließlich abhängig.
Diese „Verbesserungen“ gilt es nun in Relation zu setzen mit

  • ursprünglich EUR 9 Mio., aktuell bereits EUR 13 Mio. geplante Baukosten, gemeinhin erwartete Kostensteigerungen bis zur Realisierung nicht berücksichtigt
  • je nach Variante 25-30.000 qm neu versiegelte Fläche für Fahrbahnverbreiterungen, Auf- und Abfahrtschleifen, 4 neue Regenrückhaltebecken, 3 neue Brücken (inklusive der neu zu bauenden Staufer Brücke)

auf 4,1 km Streckenabschnitt. Hierfür müssen voraussichtlich 100-110.000 qm vermutlich größtenteils enteignet werden. Die Bewertung der Sinn- und Verhältnismäßigkeit obliegt nun dem interessierten Leser, den durch Frau Hammerbacher so engagiert vertretenen IHK-Mitgliedern, Herrn Oberbürgermeister Thumann und den von uns allen gewählten Vertretern im Stadtrat.

Thomas Hafner, Stauf

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